Fürstenbrunn

Fürstenbrunn

Der Weiler Fürstenbrunn

Fürstenbrunn war ein Weiler im Steinbachtal oberhalb von Ziegelhausen. Martin Zeiller beschreibt in seiner Topographia Palatinatus Rheni 1645 eine Stelle im Steinbachtal, abgelegen, außerhalb des Ortes Ziegelhausen, die Fürstenbrunn genannt wird (Zeillers Text: s. unten). Matthäus Merian zeigt uns Fürstenbrunn um 1620 im Bild. Dort hatte der Pfälzische Kurfürst ein Haus für höfische Veranstaltungen errichtet, ein Lusthaus, wie es damals hieß. Davor stand ein Brunnen. Beim Fürstenhaus lagen drei große kurfürstliche Fischweiher, Wiesen, Wald und Spazierwege, eine kurfürstliche Mühle und einzelne Häuser und Höfe. Daher kommt der Name Fürstenbrunn Ziegelhausen für diese Seite.

Heute ist Ziegelhausen um ein vielfaches größer und hat sich längst über Fürstenbrunn hinaus ausgedehnt. Ein Rest des Brunnens ist erhalten und spendet immer noch Wasser.

Die drei alten Dämme, auf denen heute Straßen verlaufen, der zweite der Kurfürstendamm/Fürstendamm, sowie der Straßenname Am Fürstenweiher erinnern heute noch an jenen Ort. Die Wirtschaft Fürstenhof (scherzhaft Ferschderlischer Hof) beim Steinbachdamm wurde vor wenigen Jahren aufgegeben und in Ferienwohnungen umgewandelt.

Fürstenbrunn, Zeichnung von Matthäus Merian dem Älteren, ca. 1620

Links die kurfürstliche Papiermühle und der mittlere Fürstenweiher, rechts das Fürstenhaus mit dem Brunnen unter dem Säulengang, davor der Kurfürstendamm (ab 1949) oder Fürstendamm (seit 1957) mit einem Fuhrwerk
Während Merian bei den Gebäuden Wert auf Genauigkeit legte, hat er die Berge im Hintergrund frei nach der Fantasie gezeichnet


Gegen diesem [dem Wolffsbrunn] über / und eine halbe Meil von der Stadt / liegt der Fürstenbrunn / da im Gewäld ein Brunnenwerck / und durch die Mauren ein überauß schön frisch Wasser / und Wasserquell / entspringt. Der Brunn stehet unter einem schön gepflasterten Gewölb; darneben zween Fischteich / und Spatzierplätz / neben schönen Wiesen / darauff viel Tuchbleichen seynd / mit frischen Brunnenbächlein umbfangen / und ringsherum Waldung; daß also das gantze Werck ein schöner lustiger Medicinischer Garten / darinn allerley gute Kräuter seyn / dahin auch die Studenten herbatum gehen: An dem Bächlein seynd Mühlen / und / unter anderen / hart am Brunnen / ein Papiermühl / so ein Chur-Pfältzisch Lehen / aber unlängsten noch gar baufällig; ja alles zerfallen / und zerstört gewesen ist; weil es aber gar leichtlich wieder kan aufgerichtet werden / vielleicht wieder auffrecht jetzt stehen mag; dann deß Orts Natur / und Gelegenheit an ihm selbst bleibt. Es haben die Pfaltzgrafen Churfürsten / mit ihrem Hoff- und Cantzley Gesind; wie auch die Studenten bey der Universität / und gantze Burgerschafft / im Sommer / ihre Lust / und Kurtzweil allda gehabt; sind Abends wieder nach Heydelberg gangen; oder zwischen einem sehr lustigen Gebürg / auff dem Neckar / gefahren.
(Martin Zeiller in: Topographia Palatinatus Rheni et Vicinarum Regionum, 1645)

Um 1620, auf der Zeichnung von Merian, war die Papiermühle mit ihren zwei Mahlgängen noch intakt. Im Dreißigjährigen Krieg (1618 bis 1648) wurde sie, wie so vieles, durch Feuer zerstört. Als Martin Zeiller 1645 den Text zu Merians Zeichnung schrieb, war von der Papiermühle „alles zerfallen und zerstört“. Der damalige Amtsschreiber berichtet, die Papiermühle sei „ganz Verfallen Vndt ruiniert, davon Vorhin bekandter maßen, mehr nicht alß noch etlich alt gemaüer stehet, Vmb vnd Vmb aber mit Hecken Vndt Dornen Verwachßen.“ Merian jedoch zeichnete sein Bild für den prachtvollen Bildband der Topographia noch einmal um und zeigte weiterhin die unzerstörten Mühlengebäude.

Bis 1667 gab es Verhandlungen, die Papiermühle wieder aufzubauen. Schließlich errichtete man aber an ihrer Stelle eine Pulvermühle.

Nachrichten von der Mühle in Fürstenbrunn

Augspurgische Ordinari Postzeitung von Staats = politischen und andern Neuigkeiten.
Num. 257. Freytag, den 26. Oct. Anno 1770.

(Universitätsbibliothek Augsburg, Digitale Sammlungen, Direktlink)


Heidelberg, den 20. Oct.
Verwichenen Montags [15. Oktober] Nachts um 11. Uhr ist zu Ziegelhausen, eine Stunde von hier, die obere Pulvermühle mit großem Krachen in die Luft gesprungen. Die nächst dabey am Berg stehende Häuser sind beschädigt, die Fenster und das in den Häusern gewesene Kochgeschirr sämtlich zerschmettert, die Thüren aufgesprengt und das Vieh aus denen Stallungen flüchtig geworden. Zum Glück sind dabey keine Menschen verunglückt. Erst am 12. August hatte sich ein ähnliches Unglück daselbst zugetragen.


Anschließend wurde die Obere Pulvermühle (die Untere Pulvermühle stand an der Stelle der heutigen Versöhnungskirche) wohl nicht mehr wieder aufgebaut. Dafür nahm an gleicher Stelle eine Weißmühle (Getreidemühle) von 1815 bis 1903 ihren Betrieb auf, die bis heute so genannte Wunsche Mühl. Sie besaß zwei Mahlgänge und einen Schälgang. Das Gebäude steht heute noch, beherbergte nach der Mühlenzeit eine Wäscherei und ist heute Wohnhaus.

Die älteste Geschichte von Fürstenbrunn

Der goldene Fingerring, Ernst Wagner, Fundstätten und Funde aus vorgeschichtlicher, römischer und alamannisch-fränkischer Zeit im Großherzogtum Baden, Band 2, Das Badische Unterland, 1911

1903 wurden beim Bau eines Dampfwaschhauses an der Wunsche-Mühl ein goldener Fingerring mit roter Gemme und ein Silberdenar des Vespasian (Römischer Kaiser 69 – 79 n. Chr.) gefunden. Leider wurden die Befundzusammenhänge nicht beobachtet, so dass keine weiteren Aussagen über die Fundstelle gemacht werden können.


Im Jahr 850 wird ein Ort Steimbach im heutigen Steinbachtal erwähnt. Wo dieser Ort genau lag, ob in der Nähe des Fürstenbrunnens oder an anderer Stelle, ist nicht bekannt. Da wäre man auf archäologische Funde angewiesen, die jedoch bisher aus dieser Zeit noch nicht beobachtet wurden. Auch ist unbekannt, wie lange der Ort Steimbach bestand.


Traditionelle Rechtschreibung