Ziegelhausen – 800 Jahre und mehr

Die letzten 800 Jahre

1975  Ziegelhausen verliert gegen den ausdrücklichen Willen der Ziegelhäuser seine Selbständigkeit und gehört von nun an politisch zu Heidelberg.

1936  Peterstal bzw. Glashütt wird zu Ziegelhausen eingemeindet. Der früher abgelegene Ort ist inzwischen mit Ziegelhausen zusammengewachsen. Im Dialekt – Aussprache und Betonung – haben sich bis heute für Einheimische wahrnehmbare Unterschiede bewahrt.

1776  Ziegelhausen, das zuvor auf der Gemarkung von Neuenheim lag, wird selbständig.

1710  Mit Gründung einer Glashütte beginnt die Geschichte von Peterstal bzw. Glashütt.

800 Jahre

1220 wird das Ziegelhaus des Schönauer Klosters, auf das der spätere Ortsname Ziegelhausen zurückgeht, zum erstenmal erwähnt – auf Lateinisch, de domo laterum. Erst 1399 ist es auf Deutsch überliefert: zu dem obern ziegelhus. Der Ortsname Ziegelhausen erscheint erst 1600.

890 Jahre

Matthäus Merian d. Ä., Stift Neuburg und Stiftsmühle

Im Jahr 1130 wird das Kloster Neuburg gegründet. Vermutlich, aber bis heute archäologisch nicht sicher nachgewiesen, stand an seiner Stelle zuvor eine Burg, die Niwenburg.

1170 Jahre

Der Ort Steimbach wird im Jahr 850 erstmals erwähnt (Lorscher Codex). Dies ist die erste Erwähnung für einen Ort auf der Gemarkung von Ziegelhausen. Wie lange Steimbach bestand, ist nicht nachzuweisen.

1940 Jahre

Aus der Zeit um 80 n. Chr. stammen römische Funde im Steinbachtal. 1903 wurden beim Bau eines Dampfwaschhauses an der Wunsche-Mühle (Am Fürstenweiher 28) ein goldener Fingerring mit roter Gemme und ein Silberdenar des Vespasian (Römischer Kaiser 69 – 79 n. Chr.) gefunden. Leider wurden die Befundzusammenhänge nicht beobachtet, so dass keine weiteren Aussagen über die Fundstelle gemacht werden können. Dies trifft auch für alle anderen archäologischen Funde in Ziegelhausen zu.

Reste eines römischen Grabes am Schönauer Abtweg lassen einen römischen Gutshof (villa rustica) vermuten. Leider fehlen auch hier weitere Beobachtungen. Dass die Römer Ton abgebaut hätten, wie seit hundert Jahren immer wieder behauptet wird, lässt sich daraus nicht schließen. Eher handelte es sich um einen landwirtschaftlichen Betrieb.

4300 Jahre etwa

Vom Ende des Neolithikums, um 2300 v. Chr., sind wenige Funde aus der Lehmgrube (dem heutigen alten Friedhof) und vom Hang des Kirchenberges in der Nähe der Grenze bekannt.

11.000 Jahre und mehr

Aus der Zeit vor mindestens 11.000 Jahren, möglicherweise noch viel früher, wurden 1970 am Anfang der Neckarhelle in der Nähe der Rosensteige Geweihreste des Rot- und des Riesenhirschs mit menschlichen Bearbeitungsspuren gefunden. Der Riesenhirsch, mit einer Geweih-Spannweite bis 3,40 m, ist vor 11.000 Jahren in Mitteleuropa ausgestorben. Damit ist Ziegelhausen der einzige Ort in der nahen Umgebung mit altsteinzeitlichen Funden. Der nächstgelegene altsteinzeitliche Fundort ist die 10 km entfernte Fundstelle des Unterkiefers des Homo heidelbergensis in Mauer, die nächtsten in zunehmender Entfernung in Luftlinie Ladenburg, Ilvesheim, Reilingen, Vogelstang und in 24 km Entfernung Etzean. Ziegelhausen ist also nicht nur da, wo Heidelberg am schönsten ist, sondern auch da, wo Heidelberg am ältesten ist.

11.000 bis 2,6 Millionen Jahre

Während der Eiszeit im Pleistozän entstand sowohl das Felsenmeer als auch der Löß.

Felsenmeer im Breiten Ried (Foto © T. Städtler)

Durch tiefgründigen Frost und Auftauen im Wechsel bewegten sich die Buntsandstein-Felsblöcke hangabwärts und sammelten sich zum heutigen Felsenmeer im Breiten Ried, auch Jägerfelsen genannt, an. Die Granit-Felsblöcke im unteren Mausbachtal gelangten ebenfalls so in ihre heutige Lage.

Lößwand am Haarlaß (Foto © T. Städtler)

Aus den Ablagerungen des Rheins wurden bei spärlicher Vegetation und Trockenheit die feinen Bestandteile, Schluff und Feinsand, von den Westwinden ausgeblasen und im Neckartal und Kraichgau angeweht. Hinter dem Haarlaß wurde das so entstandene Sedimentgestein Löß durch Karl Caesar von Leonhard 1824 zum erstenmal wissenschaftlich beschrieben. Der locus typicus des Löß liegt somit in Ziegelhausen. Der regionale Begriff Leeß (Lejß oder Leesch) wurde mit ö „verhochdeutscht“ und in viele Sprachen in aller Welt übernommen.

Fortsetzung folgt


Mehr als 2,6 Millionen Jahre
Stichworte sind, von jünger nach älter:
Wüste – Meer und Karstgebiet – Vulkan – Hochgebirge

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