Kleines Ziegelhäuser Nachschlagewerk

in Ärwet


Topographische Objekte

Wege

  • Staffel, di – Treppe im Freien, außen am Haus oder am Hang, Beispiel: Kerchhofstaffel, Schlierbach: Himmelsstaffel
  • Stieg, di – hölzerne Treppe im Haus
  • Steig, di – steil am Hang aufsteigende Straße, Beispiele: Breitried-, Schimmel-, Kirchberg-, Mühlhang-, Apfelskopfsteig, Steigerweg, in Schlierbach: Wolfsbrunnesteig, Biersiedersteig. Falsch ist eigentlich die 1954 eingeführte Bezeichnung Rosensteige / Rosesteig, da senkrecht aufsteigende Fußwege Pad heißen. So hieß die Rosesteig ursprünglich auch Bickseaggerpad (Büchsenackerpfad).
  • dagegen: der Steig, nur auf Hochdeutsch, vergleiche unter Hoch Stroß
  • Hoch Stroß, di – Hohe Straße, alter, unbefestigter Fahrweg, der über weite Strecken auf einer Höhe verläuft; oft nicht ganz richtig ins Hochdeutsche übertragen als Hochstraße; im Odenwald und Kraichgau gibt es verschiedene Wege mit dem Namen Hoch Stroß, bei uns der Weg von der Hirschgasse über den Weißen Stein, Langen Kirschenbaum, Wilhelmsfeld in den Odenwald; in anderen Gegenden kennt man für Hohe Straße auch den Begriff Steig (m), zum Beispiel der Rennsteig in Thüringen oder der Goldene Steig im Bayerischen Wald. In Anlehnung daran hat man in jüngerer Zeit Weitwanderwege Steig genannt, wie bei uns den neuen Neckarsteig, den Nibelungen-, Alemannen- und den Burgensteig. Diese Wanderwege wechseln aber ständig ihre Höhe, so daß der Begriff eigentlich nicht richtig ist. Ein ursprünglicher Steig oder eine Hohe Straße war so angelegt, daß man über möglichst weite Strecken mit möglichst wenig Höhenunterschieden auf der Höhe bleiben konnte. Die Täler waren oft sumpfig, so daß es leichter war, auf den Höhen zu reisen.
  • Hohl, di – Hohlweg, meist alter, ursprünglich unbefestigter, steil aufwärts führender Fahrweg, aber auch sonst alle vertieften Wege; die Ziegelhäuser Hohl-Namen: Almehohl, Brechhohl, Briggehohl = Danzplatzhohl, Stiftshohl, Alt Hohl, Rot Hohl, Lochmohre-Hohl, Stumpfe-Hohl (alter Viehtrieb vom Rainweg in den Wald), Rausche-Hohl, Runze-Hohl; in Schierbach Ochsehohl
  • Buckel, da – bergauf führender Weg, man sagt nicht ich gehe bergauf, sondern ich geh de Buckel nuff. Beispiele: Wasserbuckel, Hammelsbuckel (der neuere Name Hirtenaue ist nicht treffend, da Aue das Gegenteil eines Buckels ist, ein Talgrund); in Schlierbach: Schollebuckel = Stollebuckel. Buckel ist auch die Bezeichnung für einen Hügel oder Hang.
  • Allmendweg – so hießen vor 1700 alle Wege der Feldmark. Sie waren gemeindeeigen und zu beiden Seiten mit Grenzsteinen markiert, die das Zeichen A trugen. Einige dieser Steine sind noch vorhanden, z. B. an der Rosesteig.
  • Wegl, s – Fußweg, z. B. Bachwegl, Plattewegl, Kunsumwegl, Leichewegl, Hasewegl, Frankewegl, Zahnewegl, Kochewegl, Bergwerkswegl; in Schlierbach Ochsewegl
  • Pad, Pädl, s – Pfad, schmaler Fußweg jeder Art, z. B. Kerchepädl, Hasepädl, Bickseaggerpad, Schlierbach: Jägerpad
  • Eselspad – Eselspfade (überregionaler Begriff) waren Pfade, auf denen die Lastesel der Mühlen mit Getreide- und Mehlsäcken verkehrten, in Ziegelhausen vom Neckar an der Steinbach bzw. dem Mühlkanal entlang und von der Eselsmühle beim Mühldamm über den heutigen Köpfelweg, den Fußweg vom Büchsenackerhang zum Neuen Friedhof und weiter über die Kuppe bis an den Neckar bei der Stiftsmühle, in Schlierbach vom Kohlhof über den Hohle Keschdebaam zu den Mühlen an der Schierbach
  • Leipad – Leinpfad am Neckar entlang, auf dem die Schiffe von Pferden (oder auch Menschen) an einer Leine gezogen, getreidelt, wurden
  • Himmelsleider – Name für Treppen, die senkrecht vom Tal bis auf einen Berg führen, in Ziegelhausen von der Neckarhelle auf den Büchsenacker, in Heidelberg vom Schloß auf den Königstuhl, weitere Himmelsleitern gibt es in Rohrbach und Nußloch
  • Drehscheib – Wegkreuzung, von der mehrere Wege in verschiedene Richtung ausgehen, Wegspinne; im Ort v. a. der Platz vor der alten Laurentius-Kirche und die Kreuzung beim Ebertplatz, auch im Wald gibt es zahlreiche Drehscheiben
  • Kehr – Straßen- oder Wegbiegung
  • Hoornodelskurv – Kurve in spitzem Winkel, besonders an der Straße zwischen Peterstal und dem Langen Kirschenbaum

Geländeformen

Talformen

  • Au – Talgrund am Wasser, feuchter Wiesengrund, Beispiele: Au (südlicher Arm des Apfelskopfweges); in Schlierbach: Au; schlechtes Beispiel: Hirtenaue
  • Bach – Bach-Namen stehen nicht nur für das Gewässer, sondern auch für das ganze Tal. Beispiele: di Stååbach, di Mausbach, di Bärebach, di Rombach (im gesamten Odenwald sagt man nicht der Bach, sondern die Bach)
  • Bing – altes Wort für Graben, Vertiefung, Beispiel: Bingemerloch (auch in Wald-Amorbach im Odenwald gibt es den Flurnamen Am Binger Loch); in der Bergbausprache ist das Wort Pinge mit gleicher Bedeutung, v. a. trichter- bzw. kesselförmige Bodenvertiefung, bekannt, beides sind Variationen vom gleichen Wort, vgl. die Pingen im Mausbachtal (dazu zu gegebener Zeit mehr)
  • Dal – Tal, Beispiele: s Neggerdal, s Ståbachdal, s Mausbachdal, s Bärebachdal
  • Deich, Teich – flache Talmulde, kleines Tal, Talgrund in einem schmaleren Tal, Beispiele: Karl Kochs Deich, Rotläppeldeich, Sengessellochteich (Talgrund des Sengessellochs, vgl. Klingenteich in Heidelberg), Pferchelteich, Bronnenteich, Endrichs Deich, Keime-Deich, Wisslers-Deich, in Schlierbach Linsenteich
  • Dell – flache, talartige Vertiefung, Beispiel: Holzapfeldell, Drachedell nordwestlich am Dossenheimer Kopf
  • Grund – Tal, Talgrund, Beispiele: Kreuzgrund, Eselsgrund, Schleifengrund (Schleifergrund),
  • Hohl – Vertiefung in der ein Weg verläuft (s. Wege)
  • Kling – Schlucht, enges Tal mit Wasser, kurzes Tal, Beispiel: Kling (trockenes Seitental des Moselbrunnentals)
  • Loch – steil abfallendes, enges Tal, Beispiele: Loch (Köpfelweg), Sengesselloch, Bingemer Loch, Lochwiese, Pottischeloch
    • auch: Bodenmulde, Bruch zur Gewinnung von lockerem Gestein und Höhle, Beispiele: Brechloch (Flachsbrechloch in der Brechhohl, heute Hahnbergweg), Krotteloch, Sandloch, Kiesloch (Granitgrusbruch im Mausbachtal), Meutersloch (Höhle)
  • Ried – trockenes, steiles, nicht zu tief eingeschnittenes Tal; gleichzeitig Bezeichnung für einen Holzschleifweg, der auch quer zum Tal verlaufen kann. Es gibt in der Forschung zwei Erklärungen, was der Name Ried ursprünglich bedeuten kann: 1. Moor, dies ist auszuschließen, da es sich um trockene Täler handelt; 2. zu riesen = Holz schleifen¹, dem widerspricht, daß es in manchen Rieden kaum möglich war, Holz zu schleifen, z. B. im Breiten Ried, das von einem Felsenmeer ausgefüllt wird. Also kann man folgendes sagen: Die Namensherkunft muß ungeklärt bleiben. Ried ist der Name für eine bestimmte Talform. Aufgrund der Eigenschaften dieser Täler, trocken, im Längsschnitt steil abfallend, mit nicht zu steilem, muldenförmigem Talquerschnitt, waren diese Täler besonders gut für den Holztransport geeignet und die Holzwege dort haben den Namen Ried vom Tal übernommen. Die Bezeichnung Ried scheint nach derzeitigem Kenntnisstand in dieser Bedeutung auf unsere enge Region begrenzt zu sein. Im Hessischen, Pfälzischen und Badischen Wörterbuch fehlt diese Bedeutung, es erscheint für Ried nur die Bedeutung feuchter Wiesengrund. Die Wasserlosigkeit ist sogar eine Voraussetzung für die Entstehung solcher Talformen. Bäche, auch zeitweise fließende, verursachen v-förmige Kerbtäler. Durch flächige Hangerosion entstehen die Riede mit muldemförmigem Querschnitt, bei massiver Hangerosion während der Eiszeit auch mit Felsenmeeren.
    Beispiele: Hasenried, Breites Ried², Ziegelried; Schlierbach: Lindenried, Steineichenried (= Ochsenhohl, Ochsenwegle), Hohes Ried; Schönau: Gähried (gäh = steil)

¹riesen = Holz schleifen: kommt laut Kluge, Etymologisches Wörterbuch, von Riese = Holzrutsche, von ahd. risan = abfallen, niederfallen, stürzen; daher wäre eine andere Möglickeit, dass die Holzschleifen Ries > Ried hießen und die entsprechende Talform den Namen davon erhielt, unabhängig davon, ob sich dort tatsächlich eine Holzschleife befand (z. B. Breites Ried)
²Oft ist zu lesen Breitried. Ich kenne den Namen aus der zuverlässigen mündlichen Überlieferung nur als Breites Ried.

Bergformen

  • Berg – wie im Hochdeutschen, Beispiele: Kercheberg
  • Buggel – Hügel, Hang
  • Bihl – Hügel (Bühl), Beispiel: Hartenbühl nordwestlich vom Weißen Stein
  • Held, Hell – Halde, Hang, Beispiel: Neggerhell, Schlierbach: Winterhöhle ist ursprünglich Winterhell
  • Kopf, Kopp, Kepfl – gerundete Bergkuppe als einzelner Berg oder auf einem Bergrücken, Beispiele: Apfelskopf, Mühlhangkopf, Dossenheimer Kopf (alle drei hintereinander auf einem Rücken), Kammerkopf, Glaskopf, Köpfel, Auerhahnenkopf
  • Kanzel – Bergvorsprung, Beispiel: Teufelskanzel in Schlierbach
  • Lehn – sanft geneigter Hang an einem Berg, Beispiel: Lehwiss (Lehwiese), ursprünglich lehn Wiesen (1701)
  • Ölberg – öder Berg, Ödelberg, d. h. von Felsen bedeckter Berg, Beispiele: Ölberg heißen der Berg mit den Quarzporphyrfelsen an der Grenze zwischen Ziegelhausen und Peterstal, ein Granitabhang oberhalb der Schlierbacher Landstraße, der Hausberg von Schriesheim mit dem Quarzporphyrsteinbruch

Weiterführendes

  • Tobias Städtler, Die Namen und die Geschichte der Fußwege, in: Roselinde Schwalm und Jörg Sommer, Ziegelhäuser Fußwege, Denkschrift der Initiative zum Erhalt des Fußwegenetzes in Ziegelhausen, 2018, S. 38-43
  • Reinhard Hoppe, Die Flurnamen von Ziegelhausen, Oberrheinische Flurnamen, Band 3 Heft 6, 1956
  • Südhessisches Flurnamenbuch auf: Landesgeschichtliches Informationssystem LAGIS Hessen
  • Herbert Derwein, Die Flurnamen von Heidelberg, Badische Flurnamen, Band II Heft 5, Heidelberg 1940
  • Otto Jaeger, Die Flurnamen von Neuenheim, Heidelberg 1988
  • Fritz Frey, Die Flurnamen von Handschuhsheim, Badische Flurnamen, Band III Heft 4, 1944
  • Südhessisches Wörterbuch auf dem Landesgeschichtlichen Informationssystem LAGIS Hessen
  • Pfälzisches Wörterbuch auf dem Wörterbuchnetz
  • Badisches Wörterbuch

Wörter

Planze – Pflanzen

Balleschdock – Hortensie
Bier, Bierebååm – Birne, Birnbaum (wörtlich Birnenbaum, es hängen ja mehrere drauf)
Borrasch – Borretsch
Breme (meistens im Plural) – Besenginster
Budderblättle – Scharbockskraut
Budderblumm – Hahnenfuß
Forl – Kiefer
Ghånsdrauwe – Johannisbeeren – Gehans, Ghåns = Johannes
– Draiweleskuche (mit kurzem u) – Johannisbeerkuchen
Grießblumm – weiße Doldenblütler
Hawwer – Hafer
Jelängerjeliewer – Geißblatt
Kaffeeblumm – Lichtnelke
Kersche, Kerschebååm – Kirschen, Kirschenbaum (im Gegensatz zum hochdeutschen Kirschbaum; es hängen ja mehrere drauf)
– Kerschejoggel – typischer Kirschkuchen mit versunkenen Kirschen, wörtlich Kirschenjakob oder Kirschenjoachim
– Langer Kerschebååm – Paßhöhe zwischen Peterstal und Wilhelmsfeld
Keschde, Keschdebååm – Esskastanien, Esskastanienbaum
– Kutzel: Esskastanienhülse
Knowlisch – Knoblauch
Krusselbeer – Stachelbeere
Meschbel – Mispel (Bild), im übertragenen Sinn Kopf
Millischbusch – Löwenzahn
Persching – Pfirsich(e)
Quetsche, Quetschebååm – Zwetschgen, Zwetschgenbaum
– Quetschebabbel / Quetschemus – Zwetschgenmus / -marmelade
– Quetschekuche – Zwetschgenkuchen

Spruch:
Q   u   etsche   Quetsche   B   ä   ämsche   bämsche   Quetschebämsche

Rauhe Buch – Hainbuche (Carpinus betulus); auch Flurname beim Weißen Stein
Reps – Raps
Rosebobberlin – Rosenkohl
Sengessel – Brennnessel
Wersching – Wirsing, im übertragenen Sinn Kopf
Wilder Knowlisch – Bärlauch
Woiblumm – Wiesenschaumkraut – wegen der blaß-weinroten Farbe

Kann jemand helfen?
Hemmerknepflesbusch – Strauch mit kleinen, weißen Blüten in Form von Hemdenknöpfchen
– Weiß jemand, um welche Pflanzenart es sich genau handelt? Um Hinweise (per Kontaktformular oder Epost) bin ich dankbar.

Früher hatten wir einen im Vorgarten vorm Küchenfenster. Seit Jahren sehe ich aber keine mehr in Ziegelhausen. Daher kann ich die Pflanzenart nicht bestimmen.

Viecher – Tiere

Ämänz – Ameise
Atzel – Elster
Brem – Bremse
Guther, Eichelher – Eichelhäher
alt Hettel – Spottname für Ziege, (im übertragenen Sinn Mädchen)
Hubschrauwer – Schnake (hochdeutsche Schnake)
Krabb – Rabenkrähe
Krott – Kröte
Mugg – Fliege
Ohreklammer – Ohrwurm
Schneider – Weberknecht (langbeinige Spinne)
Schnook – Stechmücke
Wefz – Wespe
Zeck, derdie Zecke

Krabbesupp ist nicht etwa eine Suppe mit Meeresfrüchten, sondern mit nestjungen Rabenkrähen, wie man sie früher in Ziegelhausen gegessen hat. Dies beschreibt Ernst Hug in seinen Ziegelhäuser Geschichten.

Wer kann das lesen? Auflösung

Wese – Wesen

Elwedritsche, Pl. – Vogelähnliches Fabelwesen, das mit einigem Geschick vor allem im Kreuzgrund gejagt werden kann

Hoogemann – Mann, der Kinder, aber auch Erwachsene, die zu nah ans Wasser gehen, mit seinem Haken (Hooge) in den Neckar aber auch in Quellenschächte oder Weiher zieht

Nachtkrabb – Nachtrabe, der die Kinder holt, wenn sie abends bei Einbruch der Dunkelheit nicht heim gehen

Wärderbischscher – Wörterbücher