Kammerkopf! Ein alter Schreibfehler

Der richtige Name ist Kammerkopf

Es tut mir schon immer weh, wenn ich auf verschiedenen amtlichen Karten das Wort Lammerskopf lese. Nun trifft es mich noch viel mehr, weil der Name des Berges aktuell ständig in den Medien ist. Bekanntlich sollen auf dem gesamten Bergrücken, zu dem der Kammerkopf gehört, etwa 15 Windräder errichtet werden. Die Meinungen dazu gehen weit auseinander, ein heftiger Streit zwischen dem Landesforst, der Stadt Heidelberg, angrenzenden Gemeinden, Bürgern, Umweltverbänden und Betreiberfirmen ist vorprogrammiert. Hätte sich das nicht vermeiden lassen?

1399 eigneten sich die Pfalzgrafen von Heidelberg den Wald östlich von Ziegelhausen an. Er wurde von der kurfürstlichen Hofkammer verwaltet und trägt daher bis heute den Namen Kameralwald. Vom kurfürstlichen ging er 1803 in Besitz des badischen Staates über und ist bis heute Staatswald. Da man früher Kammer mit C schrieb, hieß der Wald seinerzeit Camerforst oder Cammerforst. Nun waren die Urkundenschreiber offensichtlich wenig sorgfältig oder ihre Vorgänger hatten eine unsaubere Schrift. Jedenfalls kam es zu Schreibfehlern. Statt Cammerkopf liest man schon 1661 Cammerhoff und in Folge auch Lammerhoff – Sauklaue (?!). in den nachfolgenden Urkunden wurden die Namen aus Vorgängerurkunden abgeschrieben. In den Weistümern und Grenzbeschreibungen der Zent Schriesheim wechseln die Formen mit C und mit L. Die Hälfte war also falsch geschrieben. Heute hat sich auf den amtlichen Karten zufällig, und weil niemand sich etwas dabei gedacht hat, was der Name bedeutet, die falsche Form Lammerskopf durchgesetzt.

Die Verwechslung von C und L war, nicht ganz sauber geschrieben, leicht möglich, weil sich beide Großbuchstaben in den alten Schriften ähnlich sahen. Auch der Kammerstein auf dem Kammerkopf hieß statt Cam(m)erstein teilweise Lammerstein. Zum Glück ist der Name Kameralwald und sein in der Geschichte begründeter Ursprung noch bekannt. Ebenso heißt der Berg bei den (alten) Ziegelhäusern, die es ja wohl am besten wissen, Kammerkopp.

Über den Künstler Georg Maria Eckert

Am zum Neckar abfallenden Hang des Kammerkopfes zieht sich ein Tal steil den Berg hinunter, das Breite Ried (häufig falsch als Breitried geschrieben und zudem auf amtlichen Karten auf dem Hang neben dem Tal eingetragen). Im Breiten Ried liegt das schöne und charaktervolle Felsenmeer „im Breiten Ried“ oder Lagerfelsen (überliefert ab 1880). Durch einen offensichtlichen Abschreibfehler auf einer Karte von 1891 wurde daraus Jägerfelsen und so heißt das Naturdenkmal heute offiziell Felsenmeer Jägerfelsen.

Auf dem Höhenrücken Richtung Norden folgt ein weiterer Berggipfel, das Ochsenlager oder der Salzlackenberg. Salzlacke ist ein häufiger Bestandteil von Flurnamen. Dort wurden fürs Wild oder Vieh Salzlecksteine angebracht.1 Was liest man auf den offiziellen Landkarten?: Salzlakenbusch. Das sieht mir danach aus, wie wenn jemand abgekürzt hätte „Salzlackenb.“ und der nächste hätte die Abkürzung falsch gedeutet. Das sind bei weitem noch nicht alle Abschreibfehler, die den alten Ziegelhäusern in der Seele weh tun müssen. Vielleicht könnte man alle einmal berichtigen und einschließlich auf den amtlichen Karten die korrekten und historisch begründeten Namen verwenden.

PS (20.6.): Woher hat wohl der Kammerkopfweg (z. B. auf dem amtlichen Stadtplan) seinen Namen??

Literatur dazu:

  • Reinhard Hoppe, Die Flurnamen von Ziegelhausen, Oberrheinische Flurnamen, Band 3 Heft 6, 1956
  • Reinhard Hoppe, 750 Jahre Ziegelhausen, 1220–1970, 1970
  • 1Südhessisches Flurnamenbuch, Stichwort Salz; Name Salzlackenberg (auch 2x im hessischen Odenwald) im Hessischen Flurnamenbuch

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Über den Namen Köpfel, der vom Berggipfel (ein kleiner Kopf) immer weiter herunterwandert, über den Büchsenacker und bald noch zum Neckar, habe ich im folgenden Beitrag geschrieben:

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