Die Ziegelhäuser Neckarbrücken – Interessante Details

Skulpturen

Auf der Ziegelhäuser Brücke stehen zwei Skulpturen von Heiligen. Auf dem Brückenpfeiler der Ziegelhäuser Seite begegnen wir der Heiligen Maria mit dem Kind. In Bronze gegossen wurde sie 2000 von der Kunstgießerei Otto Strehle in Winhöring am Inn in Oberbayern.

Kunstgießerei Otto Strehle im Netz

Die Heilige Maria mit der Gutleuthofkapelle (alle Fotos: © T. Städtler)

In Schlierbach steht seit 2002 der Heilige Christophorus, der Christ-Träger, der das Jesuskind trägt, in der Überlieferung wie vor Ort über den Fluß und optisch auch über die Dächer von Ziegelhausen oder Schlierbach. Er ist der Schutzheilige der Reisenden, derer die losfahren über die Brücke, derer die zum Bahnhof gehen, und auch derer, die mit dem Schiff darunter hindurchfahren. Die bronzene Skulptur schuf der Bildhauer Bernd Stöcker, 1952 in Bremen geboren, der seine Werkstatt in Triftern in Niederbayern hat. Er stattete auch die katholische Sankt-Teresa-Kirche in Ziegelhausen aus. Er gestaltete sie thematisch als Bergkirche. 1997 schuf er den Altarraum mit Inventar, das aus Felsen herauszuwachsen scheint, unter anderem dem Ambo, der von der Figur des Elias getragen wird. 2003 kam der Kreuzweg hinzu. Dies alles besteht aus Kalkstein aus dem Heiligen Land, aus der Gegend von Hebron in Israel.

Bernd Stöcker im Netz

Julia Behrens, „Christophorus“ von Bernd Stöcker auf der Ziegelhäuser Brücke / 2002 – Beschützer der Reisenden, in:
100 Heidelberger Meisterwerke, Verlag Regionalkultur 2016, S. 102, ISBN 978-3-89735-964-2;
zuvor erschienen in der Rhein-Neckar-Zeitung am 23. August 2014

Hoffen wir, daß die beiden Heiligen auch auf der zukünftigen Brücke ihren Platz finden.

Geologie

Interessanterweise überbrückt die Brücke nicht nur den Neckar zwischen zwei Orten, sondern auch zwei ganz unterschiedliche geologische Formationen. Der Schlierbacher Brückenpfeiler steht auf Granit, also auf dem alten Grundgebirge, das zum Vorderen Odenwald zählt. Beim Ziegelhäuser Pfeiler ist der Untergrund weit weniger fest. Beim Bau mußten Maßnahmen getroffen werden, daß er sicher steht. Dort tritt Dolomit des Zechsteins (Perm) zutage, eine Ablagerung aus dem Zechsteinmeer, das von Norden her bis zum Nordrand des Schwarzwaldes vorgedrungen war. Als das Meer trocken gefallen war, verkarstete der Dolomit, das heißt, er wurde durchlöchert und zum Teil zu Ton zersetzt. Die Sedimentgesteine des Perm und vor allem des Buntsandsteins gehören per defnitionem zum Hinteren Odenwald. Also verbindet die Ziegelhäuser Brücke sogar den Vorderen mit dem Hinteren Odenwald und bekanntlich den südlich des Neckars gelegenen Kleinen Odenwald mit dem Odenwald, Großer sagt man nicht dazu. Zwischen den beiden Brückenpfeilern verläuft die Ziegelhäuser Störung, eine etwa Südost-Nordwest streichende Verwerfung. Die Gesteine südlich davon wurden angehoben wie in einem Fahrstuhl, die nördlich sind abgesunken, so daß hier die Buntsandsteinbasis ungefähr auf der Höhe des Neckars liegt. Die Verwerfung kommt am schräg geneigten Hang des Auerhahnenkopfes entlang, zieht unter der Brücke durch und ins untere Steinbachtal hinein. Näheres über diese Verwerfung werde ich zu gegebener Zeit veröffentlichen. Beim Hirschgassental besteht eine Verwerfung, ab der wieder der Bundsandstein bis ins Neckartal hinunterreicht. So entstand inmitten des Buntsandsteingebietes noch einmal ein Fenster in die Tiefen des alten Grundgebirges, in den Kristallinen Odenwald, wie man zum Vorderen auch sagt, und so liegt Ziegelhausen, so ist es definiert, sowohl im Vorderen, als auch im Hinteren Odenwald. Dies bedingt auch die geologische Vielfalt, die Ziegelhausen in diesem Sinn so interessant macht.

E. Becksmann, Verkarsteter Zechsteindolomit unter der Ziegelhäuser Neckarbrücke und die Ziegelhäuser Störungszone, in: Jahreshefte des Geologischen Landesamtes in Baden-Württemberg 3, 1958, 123-137

Di Elektrisch – eine Straßenbahn nach Ziegelhausen?

Ab 1. November 1910 fuhr die elektrische Straßenbahn, kurz di Elektrisch, bis zum Bahnhof Schlierbach. Ab 1. April 1914 konnte man bis nach Neckargemünd fahren. Im gleichen Jahr wurde die erste Ziegelhäuser Neckarbrücke fertiggestellt und darauf Schienen verlegt, damit die Straßenbahn auch nach Ziegelhauen fahren könnte. Aber bis zur Brückensprengung 1945 hat Ziegelhausen nie eine Straßenbahn gesehen, man mußte immer noch iwwer di Brick, um in Schlierbach einzusteigen. Es waren die Straßenbahnen der Linie 4 Heidelberg–Schlierbach und der Linie 5 Heidelberg–Neckargemünd. 1962 wurden sie stillgelegt und die Buslinie 35 übernahm die Fahrten zwischen Heidelberg und Neckargemünd mit Anderthalbdecker-Bussen.

Wie die Straßenbahn in Ziegelhausen wohl gefahren wäre? Sie hätte eingleisig durch die enge Hauptstraße geführt werden müssen, die vor dem Bau der Umgehungsstraße den gesamten Verkehr von Ziegelhausen nach Osten aufnehmen mußte. Ob sie dann noch die Peterstaler Landstraße hochgefahren wäre und vielleicht noch bergauf bis auf die Glashütt / nach Peterstal? Mit der Straßenbahn durchs Steinbachtal …

Kinderspruch

Früher kannte man in Ziegelhausen folgenden Sprechgesang, rhythmisch auf einem Ton zu sprechen, im Vierertakt:

||: Wer geht mit [PAUSE] | iwwer di Brick [PAUSE] | mit der al- de | Koh- le- schipp [PAUSE] :||

Historische Ansicht

Literatur etc. zu den Ziegelhäuser Neckarbrücken

Friedrich Stolz, Die Erbauung einer Brücke über den Neckar zwischen Schlierbach und Ziegelhausen, 1897 (32 S., 2 Tafeln mit Plänen); UB Heidelberg digital abrufbar

Albert Haug, Die Neckarbrücke Ziegelhausen-Schlierbach, in: Deutsche Bauzeitung, Jg. 49, 1915, Seiten 37-39, 49f, 58f, 60-62, 69-73, 81-83 u. 87; digital abrufbar bei der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus – Senftenberg

9 Historische Fotografien der Fotografin Annemarie Brenzinger (Mainz 1884-1968 Freiburg im Breisgau) von der Brückenbaustelle und der vollendeten Brücke 1914 sind im Landeskundlichen Informationssystem für Baden-Württemberg LEO-BW zu finden: bei der Suche „Ziegelhausen Brenzinger“ eingeben

E. Becksmann, Verkarsteter Zechsteindolomit unter der Ziegelhäuser Neckarbrücke und die Ziegelhäuser Störungszone, in: Jahreshefte des Geologischen Landesamtes in Baden-Württemberg 3, 1958, 123-137

Reinhard Hoppe, Die Neckarbrücke, in: ders., 750 Jahre Ziegelhausen, 1970, 113-118; abrufbar auf „Neckar und Steinbach“

Thomas Seiler, Böllerschüsse und Festbankett, Vor 100 Jahren wurde die Ziegelhäuser Brücke eröffnet, in: Stadtteil-Rundschau Ziegelhausen und Peterstal, 2014, Heft 12, S. 3f, als Pdf-Datei abrufbar

Erich J. Lehn, Was für e Glick – mir hawwe e Brick!, 100 Jahre Neckarbrücke Schlierbach-Ziegelhausen, in: Unser Land, Heimatkalender für Neckartal, Odenwald, Bauland und Kraichgau, 2015, S. 153 – 158

Günter Körner, Einweihungsfest der Neckarbrücke Ziegelhausen-Schlierbach 1914, Ansichtskartenversand Bartko-Reher OHG Berlin, 2016 („Zeitzeugen berichten von der Einweihungsfeier“)